Der Zusammenbruch der Sowjetunion und die damit einhergehende Transition von einer Plan- zur freien Marktwirtschaft stürzte Russland in eine Krise, aus welcher es sich nur langsam wieder erholt. Die angewandte Schocktherapie, eine komplette Liberalisierung der Wirtschaft über Nacht, hielt nicht, was sie versprach.
Die Wirtschaft blühte nicht auf, sondern brach innerhalb kürzester Zeit zusammen und ein großer Teil der Bevölkerung geriet in die Arbeitslosigkeit. Als dann 1998 zusätzlich der Rubel entwertet werden musste, verloren die Menschen ihre ganzen Ersparnisse. Das ganze Volk wurde in Mitleidenschaft gezogen. Eine Gruppe der Bevölkerung traf diese Transformation aber besonders hart: Frauen.
Im gleichen Zug, wie die Arbeitslosigkeit anstieg, sanken für Frauen die Chancen einer Beschäftigung nachzugehen. Sie gehören zur der am meisten diskriminierten Gruppe im heutigen Russland. Frauen sind die ersten, die ihren Arbeitsplatz verlieren; sie haben größere Schwierigkeiten eine neue Beschäftigung zu finden und werden nicht selten mit diskriminierenden Einstellungspraktiken konfrontiert. Die Forschung spricht deshalb von einer Feminisierung der Armut.
Der Anstieg der Prostitution im gleichen Zeitraum erklärt sich zum Teil aus dieser Verschlechterung der Lebenschancen. Ging man davon aus, dass zu Beginn der 1990er etwa 5,000 Prostituierte in St. Petersburg tätig waren, sind es heute ungefähr 20,000. Für Moskau variieren die Zahlen zwischen 20,000 und 130,000. Für ganz Russland liegen keine Schätzungen vor. Freilich ist Prostitution kein spezifisch russisches Phänomen und eine Erklärung, die nur fehlende Lebenschancen einbezieht, erschöpft sich sehr schnell. Dieser Interpretation zufolge dürfte es in Industrieländern keine Prostitution geben, weil Frauen durchaus andere Berufe zur Auswahl bereitstehen. Gerade aber in diesen Ländern blüht Prostitution.
Deshalb beleuchten Radikalfeministinnen zu Recht die Geschlechterbeziehungen einer Gesellschaft, um zu erklären, was Prostitution ist und warum sie auch dort anzutreffen ist, wo Frauen grundsätzlich in gesellschaftlich anerkannteren Branchen ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Auch für Russland gibt es unterschiedlichste Erklärungen, die den Anstieg an Prostitution verstehen helfen.
In der ehemaligen Sowjetunion gab es offiziell keine Prostitution. Es vertrug sich nicht mit der Ideologie und wurde schlichtweg verleugnet. Es wurde als ein genuin kapitalistisches Phänomen diffamiert, das in einer klassenlosen, gerechten Gesellschaft nicht anzutreffen ist. Erst Mitte der 1980er Jahre wurde das Thema gesellschaftlich aufgegriffen.
Selbstverständlich gab es auch dort Prostitution, trotzdem in geringerer Zahl als im heutigen Russland. Weiten wir jedoch den Begriff der Prostitution weiter als es üblicherweise der Fall ist, wird deutlich, dass sie auch dort viel öfter auftrat. Sie hatte in einer nicht auf Marktgesetzen basierten Gesellschaft, in der also Geld und Produkte eine geringe Rolle spielten, einfach nur andere Formen angenommen. Man verkaufte sich stattdessen für Vorzüge. Im Zuge der Arbeit soll dieses Argument ausgebaut werden.
Ebenso vielfältig wie die Gründe für Prostitution sind auch die Antworten der Gesellschaft auf das Phänomen. Grundsätzlich stehen jeder Gesellschaft vier Wege offen mit Prostitution umzugehen: Kriminalisierung, Regulierung, Abolitionismus und Neo-Abolitionismus mit einer menschenrechtlichen Komponente. Im heutigen Russland ist Prostitution verboten; sie wir kriminalisiert. Worin diese Antwort begründet liegt, bedarf einer Klärung. Hier spielen religiöse Traditionen, Moralvorstellungen und der Umgang mit Sexualität eine wichtige Rolle. Russland hat zwar eine ähnliche sexuelle Revolution erlebt, wie sie in westlichen Gesellschaften stattfand und Studien belegen, dass die Einstellung zur Sexualität sich den westlichen stark annähert; trotzdem gibt es einige Unterschiede, die eine Rolle spielen und folglich auch die Betrachtung von Prostitution beeinflussen.
1. Was ist Prostitution?
Obwohl der Begriff Prostitution sofort mit dem Anbieten sexueller Dienstleistungen für eine Entlohnung, meistens in Form von Geld, assoziiert wird, gestaltet sich eine genaue Definition recht schwierig.
Muss die Entlohnung immer in Form von Geld erfolgen oder können auch materielle Güter dazuzählen? Bedarf es einer klaren Absprache, eines Vertrages, oder kann alles auch stillschweigend ablaufen? Kann das Feilschen um die Finanzen vor einer Heirat - in vielen Gesellschaften übliche Praxis - als Prostitution bezeichnet werden? Gehört eine Nützlichkeitsheirat hier rein? Und wie sieht es mit den Menschen aus, die sich sprichwörtlich die Karriereleiter hochschlafen?
Diese Fragen sind nicht leicht zu beantworten. Klar ist, dass Sex und eine Entlohnung immer im Spiel sind. Die umfassendste Definition stammt von Network of Sex Worker Projects, einer Nichtregierungsorganisation, die sich dafür einsetzt, dass Prostitution als normale Beschäftigung akzeptiert wird.
Sie definieren Prostitution wie folgt:
“Negotiation and performance of sexual services for remuneration
• with or without intervention by a third party (any managers, madams, pimps, business owners, and colleagues making referrals)
• where those services are advertised or generally recognized as available from a specific location
• where the price of services reflects the pressures of supply and demand.”
Es handelt sich also um einen Vertrag, der vor dem Akt ausgehandelt wird. Diese Verhandlung impliziert ein grundsätzliches ablehnen eines Klienten auf individueller Basis. Hier findet sich also bereits eine Abgrenzung zur Zwangsprostitution. Wenn nicht die Möglichkeit gegeben ist, einen Klienten abzulehnen, kann von Zwangsprostitution gesprochen werden. Freilich spiegelt diese Definition bereits eine bestimmte Betrachtung von Prostitution wieder, nämlich die Akzeptanz als normale Profession. Diese Akzeptanz findet sich in den wenigsten Gesellschaften. Des Weiteren handelt es sich um eine sehr neutrale Definition, weil sie eben auch männliche Prostitution umfassen will. In der Realität sind es aber überwiegend Frauen, die in diesem Milieu arbeiten.
Und es kann getrost davon ausgegangen werden, dass Frauen in der Prostitution mit ganz anderen Problemen konfrontiert sind als Männer. In aller Regel wird ein Mann weniger Probleme haben eine Klientin abzulehnen als eine Frau einen Klienten. In diesem Milieu spielen Macht und Gewalt eine besondere Rolle, auch wenn das nicht generalisiert werden kann, wie die empirische Studie der Künstlerin Christiane Howe belegt.
Sie resümiert das Verhältnis folgendermaßen:
„Macht und Ohnmacht setzten eine vertikale, hierarchische (Beziehungs-)Ebene mit klarer Kontrollfunktion auf seitens des Mächtigeren voraus. In der „Innenansicht“ des Freier-Prostituierten-Verhältnisses handelt es sich um ein klares, eher wohlwollendes Angebot einer sexuellen Dienstleistung gegen Entgelt, dessen Rahmen die Prostituierte setzt und garantiert.“
Allerdings kann auch diese Betrachtung nicht generalisiert werden, denn es gibt zu viele Studien, die belegen, dass Missbrauch und Gewalt keine seltenen Erscheinungen sind. Allein die Tatsache, dass in manchen Ländern Handbücher herausgebracht werden mit Empfehlungen für Prostituierte, in welchen unter anderem das Erlernen bestimmter Kampftechniken angeraten wird, sagt einiges über die Arbeitsbedingungen aus.
Christiane Howe nach, kann das Prostitutionsmilieu am besten „als eine Art Gegenwelt zur bürgerlich-soliden Gesellschaft oder als Subkultur begriffen werden, die aus der Innenperspektive hoch geschätzt, aus der Außenperspektive hingegen meist unsichtbar und zugleich extrem abgewertet ist.“ Diese Betrachtungsweise ist insofern interessant, als sie die Doppelmoral der Gesellschaft wiedergibt.
Prostitution wird in den meisten Gesellschaften tabuisiert. Es ist zwar allseits bekannt, dass es sie gibt; aber niemand weiß recht, damit angemessen umzugehen. Aus der Sicht von Klienten ist sie hoch geschätzt, weil sie bestimmte Bedürfnisse in unkomplizierter Weise befriedigt. Aus der Sicht der Gesellschaft – zu welcher auch die Klienten zählen! – wird sie entwertet, weil sie eben keine anerkannte Profession ist und Unsicherheit darüber herrscht, was über die Frauen, die sich prostituieren, gedacht werden soll. Noch stärker als Prostitution wird das Freiersein tabuisiert; sie tauchen in öffentlichen Debatten nie auf.
Der Prostituierten selbst haften zwei Klischees an: entweder gilt sie als eine femme fatale, eine Verhängnis bringende Verführerin, oder als Opfer, ein bemitleidenswertes Geschöpf, das durch widrige Umstände dazu gezwungen ist, sich zu verkaufen. Beide Bilder entsprechen nicht ganz der Wirklichkeit. Das Klischee einer femme fatale ist bewusst von Männern in die Welt gesetzt worden, die damit suggerieren, dass sie verführt wurden und selbst keinen Einfluss über ihren sexuellen Trieb besitzen. In der Gesellschaft wird dieser Stereotyp weiterhin reproduziert, am meisten in künstlerischen Werken.
Das Klischee der Prostituierten als Opfer wird überwiegend in den Medien produziert; dabei wird oft verkannt, dass Frauen sich durchaus auch freiwillig für eine Arbeit in der Sexbranche entscheiden. Trotzdem gibt es gute Gründe anzunehmen, dass es nicht nur ein Klischee ist. Radikalfeministinnen bestreiten das Argument einer freien Wahl, und verweisen darauf, dass solche Frauen z.B. nicht selten in ihrem Leben Opfer sexueller Gewalt gewesen sind und folglich eine Überzeugung entwickeln, sie seien zu nichts Besserem zu gebrauchen. Nicht wenige Prostituierte sind zudem drogenabhängig oder durch andere Zwänge (z.B. Armut) zu dieser Arbeit gezwungen.
Sich zu prostituieren ist in den meisten Gesellschaften eine lukrative Art, schnell Geld zu verdienen. Grundsätzlich impliziert eine freie Wahl immer die Alternative in anderen Branchen genauso viel Geld verdienen zu können; das ist aber selten der Fall. Deshalb untersuchen Radikalfeministinnen immer die Geschlechterbeziehungen einer Gesellschaft und kommen nicht selten zu dem Resümee, dass Frauen in dieses Milieu eher durch Zwänge denn eine freie Wahl geraten. Sie verweisen mit guten Gründen darauf, dass Prostitution in den meisten Fällen „a devalued class of women” erfordert.
Das Problem mit Prostitution liegt also weniger in der Definition als in der Tatsache, dass es sich um ein stark tabuisiertes Thema handelt, das viel über die Moralvorstellungen einer Gesellschaft aussagt. Die Sexualität gehört auch ohne Prostitution zu einem der problematischsten Bereiche der menschlichen Identität und ist extrem schambesetzt.
In den meisten Gesellschaften findet sich eine klare Unterscheidung zwischen männlicher und weiblicher Sexualität. Wie Howe zutreffend anmerkt, ist für den Mann die Geschlechtlichkeit ein Tun, für Frauen dagegen ein Sein. Zudem belegen Studien, dass Frauen Sexualität in aller Regel öfters mit Intimität gleichsetzten als es Männer tun. Wenn das aber zutrifft, wie soll dann Prostitution betrachtet werden?
Offensichtlich empfinden Prostituierte keine Freude an dieser Art von Geschlechtsverkehr. In dieser Diskrepanz liegt begründet, warum es so unterschiedliche Betrachtungen von Prostitution gibt, beginnend mit der Frage, ob es ein Problem oder doch nur eine spezielle Form von Arbeit ist.
Die Sexualmoral einer Gesellschaft ist freilich keine Konstante, vielmehr eine Konstruktion die sich über die Zeit immer wieder ändert, wenn auch nur sehr langsam. Westliche Gesellschaften sind z.B. heute recht liberal und erlauben es den Bürgern eine eigene Vorstellung zu entwickeln. Deshalb betrachten auch manche Feministinnen eine Befreiung von alten Normvorstellungen im Bereich der weiblichen Sexualität als eine große Errungenschaft. Die Frau soll das gleiche Recht auf sexuelle Freizügigkeit haben, das schließt auch den Verkauf des eigenen Körpers mit ein, wie der Mann. Deshalb ist es immer wichtig die Moralvorstellungen zu untersuchen, will man verstehen, wie eine Gesellschaft Prostitution betrachtet.
2. Gesellschaftlicher Umgang mit Prostitution im Allgemeinen
Neben der Frage, was Prostitution ist, kann die Frage gestellt werden: Über welchen Diskurs betritt Prostitution die öffentliche Arena und warum? Die Antwort ist eine dreifache.
Erstens, kollidiert sie meistens mit der gesellschaftlichen Moral einer Gesellschaft; zweitens, „gefährdet“ sie die Gesundheit der Bevölkerung und drittens, liegt meistens eine Nähe zum kriminellen Milieu vor.
Während die moralische Debatte um Prostitution mehr oder weniger zu allen Zeiten geführt wurde, ist die Angst um die Volksgesundheit und Beseitigung der Kriminalität ein moderner Diskurs. Meistens treten diese Themen zusammen auf. Und aus diesen Ängsten ergibt sich dann die Antwort auf Prostitution. Historisch wanden sich Regierungen dem Thema erstmals unter dem Gesundheitsaspekt zu. Großbritannien gilt als eines der ersten Länder, welche eine Regulierung der Prostitution erwirkte.
Regulierung ist aber nur eine Form, wie Prostitution behandelt werden kann. Die anderen drei sind Kriminalisierung, Abolitionismus und Neo-Abolitionismus mit einer menschenrechtlichen Komponente. Welche Form eine Gesellschaft wählt, hängt stark von moralischen und religiösen Traditionen ab.
In einigen Gesellschaften wird Prostitution weiterhin kriminalisiert. Sie stellt eine Gefahr für die gesellschaftliche Moral dar und muss deshalb bekämpft werden. Eine Kriminalisierung kann sehr unterschiedliche Formen annehmen. Manche Länder sind sehr tolerant und kämpfen überwiegend gegen die Zuhälterei an und behandeln Prostituierte recht milde. Andere sind weniger gnädig und betrachten Prostituierte als Kriminelle, moralische Idioten oder soziale Parasiten. Zu Ländern, die Prostitution kriminalisieren, gehören heute u.a. China, die Mehrheit der Vereinigten Staaten, Kanada, Japan und Russland.
Regulierung ist die zweite Form, die eine Gesellschaft wählen kann. Hier möchte der Staat eine moralisch neutrale Rolle einnehmen, meistens verweisend auf die Tatsache, dass es Prostitution mehr oder weniger immer gegeben hat und nicht zu erwarten ist, dass sie bald beseitigt werden kann. In diesem Zusammenhang wird immer wieder das Klischee angeführt, dass Prostitution schließlich der „älteste Beruf der Welt“ ist. Diese Behauptung ist sehr fragwürdig, denn es gibt zwar Belege dafür, dass Prostitution mehr oder minder in allen Epochen und Gesellschaften anzutreffen ist. Trotzdem handelt es sich nicht um den ältesten Beruf der Welt. Die Landwirtschaft hätte schon eher Anspruch auf diesen Titel. Allerdings sagt kaum ein Mensch, dass die Landwirtschaft der älteste Beruf der Welt ist. Warum? Dieses Klischee in Zusammenhang mit Prostitution soll offensichtlich etwas legitimieren, was nicht wirklich legitim ist. Warum wird sonst diese fragwürdige Behauptung seit Jahrhundert immer wieder angeführt?
Davon abgesehen liegt der wesentliche Grund für eine Regulierung in der Sorge um die Volksgesundheit. Einige Krankheiten werden vorwiegend durch den Geschlechtsverkehr übertragen und der Staat möchte das Risiko einer Epidemie eindämmen. Inwiefern diese Angst berechtigt ist, lässt sich schwer beantworten, weil unklar ist ob Regulierung Krankheiten eindämmt oder Aufklärung. Daneben möchten einige Staaten der Prostituierten eine rechtliche Basis liefern und sie so vor Ausbeutung und Missbrauch schützen. Es gibt also gute Gründe für eine Regulierung.
Die ersten Versuche Prostitution zu regulieren waren weniger tolerant und gingen mit harschen Polizeikontrollen einher, so z.B. in Großbritannien und im Zarenrußland. Die Frauen waren der Willkür der Polizei wehrlos ausgeliefert und mussten demütigende Untersuchungen über sich ergehen lassen. Heute reguliert eine Vielzahl von Staaten Prostitution, so z.B. Deutschland, die Niederlande, die Türkei und Griechenland. Die heutigen Regulierungsformen sind in manchen dieser Länder sehr human (Deutschland), aber auch ähnlich der entwürdigenden Praktik des 19. Jahrhunderts (Griechenland) vergleichbar.
Regulierung hat grundsätzlich immer einen besonderen Nachteil, nämlich den der Stigmatisierung. Eine Frau muss sich offiziell als Prostituierte registrieren, was ihr den Weg in anerkanntere Berufe erschwert. Im Zarenrußland tauschte z.B. die Prostituierte ihre Dokumente gegen einen sogenannten gelben Schein. Ihre Papiere wurden konfisziert. Viele Prostituierte arbeiten in dieser Branche aber nur gelegentlich oder für eine kurze Zeitspanne und haben in der Regel kein Interesse daran, dass es irgendwo vermerkt wird, deshalb vermeiden sie eine Registrierung. In Staaten die diese Politik verfolgen, werden solche Frauen wieder in das kriminelle Milieu abgedrängt. Deshalb entstand als Antwort auf die Regulierung der Abolitionismus.
Der Abolitionismus hat seine Wurzeln in der Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts und ist eine direkte Kritik an der Regulierungspolitik. Im Abolitionismus wird Prostitution als eine Dienstleistung zwischen zwei Erwachsenen betrachtet, in die sich der Staat und Dritte (Zuhälter) nicht einmischen sollen.
Wenn eine Frau ihren Köper verkaufen will, dann soll sie es tun können ohne stigmatisiert oder durch Zuhälter ausgebeutet zu werden. Staaten die eine abolitionistische Politik betreiben, erlauben Prostitution, aber regulieren sie nicht. Verboten sind hingegen Zuhälterei und Bordelle, weil diese meistens von Kupplern geführt werden. Langfristig kämpft der Abolitionismus gegen Prostitution, aber nicht gegen Prostituierte.
Im Abolitionismus steht zum ersten Mal die Sorge um die Prostituierte im Vordergrund und nicht die moralischen Normen einer Gesellschaft oder die Volksgesundheit. Die Prostituierte soll als normales Mitglied der Gesellschaft akzeptiert und nicht durch diskriminierende Vorgaben entwürdigt werden. Heute entscheiden sich immer mehr Länder für diesen Ansatz, dazu zählen u.a. Großbritannien, Estland, Finnland, Norwegen und Frankreich.
Ein neuerer Ansatz des Abolitionismus (Neo-Abolitionismus) verknüpft zudem Prostitution mit einer menschenrechtliche Komponente und thematisiert zum ersten Mal die Rolle der Klienten. In allen oben genannten Herangehensweisen wird nur die Prostituierte problematisiert. Der Neo-Abolitionismus möchte die Würde der Prostituierten stärken und verweist auf die Tatsache, dass die Problematik eher in der Nachfrage, denn im Angebot liegt. Folglich sollen nicht Prostituierte, die meistens als Opfer betrachtet werden, sondern die Klienten bestraft werden.
Staaten, die diese Politik verfolgen, unterscheiden in aller Regel nicht zwischen freiwilliger und Zwangs-Prostitution, weil die Frau immer als Opfer einer von Männern dominierten Gesellschaft betrachtet wird. Folglich spielt es keine Rolle, ob sie sich selbst für Prostitution entschieden hat oder in irgendeiner Weise dazu gezwungen wurde. Die Geschlechterbeziehung der Gesellschaft zwingen Frauen zur Prostitution, deshalb müssen diese geändert werden.
Schweden ist eines der wenigen Länder, welche diese Politik verfolgt. In Schweden muss der Klient eine Strafe zahlen, wenn er dabei erwischt wird, eine Prostituierte zu besuchen. Die Kritik an dieser Politik kommt meistens von anderen Ländern. Schweden wird vorgeworfen, dass es Prostitution nicht beseitigt, sondern lediglich in die Nachbarländer exportiert, denn die Klienten übertreten einfach die Grenze, um Sex zu kaufen.
3. Die Bürde der Sowjetunion im Umgang mit Sexualität und Prostitution
Mehr oder minder konfrontiert Prostitution jede Gesellschaft mit schwierigen Fragen; Russland ist darin keine Ausnahme. Der Anstieg der Prostitution nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wird zum großen Teil mit den Härten der Transformation erklärt. Die Stellung der Frauen hat sich radikal verschlechtert.
Allerdings hat Russland noch andere Bürden aus der Zeit der Sowjetunion übernommen als nur eine desolate Wirtschaftslage. In der Sowjetunion waren die Frauen dem Mann offiziell gleichgestellt. Diese Gleichstellung vollzog sich jedoch mehr im Rahmen einer Ideologie, denn im Rahmen des alltäglichen Lebens. Die Ideologie der Bolschewiken unterschied die Bevölkerung nicht nach Geschlechtern, sondern nach Klassen. Ob ein Arbeiter männlich oder weiblich war, spielte also zunächst keine Rolle.
Und tatsächlich wurde einiges unternommen, um Frauen die gleichen Chancen zu eröffnen wie Männern. Im Ergebnis war die Frau aber nur in Reden dem Mann gleichgestellt. Am deutlichsten wurde das in der Unterrepräsentation von Frauen in der Partei, insbesondere in höheren Positionen. Obwohl also die Theorie der Bolschewiken Frauen gleichstellte, waren es doch Männer, die den Staat weiter regierten. Das Absurde einer totalitären Ideologie liegt darin, dass sie Aspekte ignoriert und verleugnet, die mit der Theorie nicht übereinstimmen.
Der Umgang mit Prostitution ist ein Beispiel dafür. Für die Bolschewiken war Prostitution ein Übel, das beseitigt werden musste. Frauen wurden zur Prostitution gezwungen, weil sie durch die Männer unterdrückt und marginalisiert wurden. Diese Marginalisierung erblickten sie am deutlichsten in kapitalistischen Systemen. Der Kapitalismus, der Ausbeutung und Ungleichheit fördert, zwingt Frauen geradezu, sich zu verkaufen.
Der Kommunismus hingegen wollte Gleichheit zwischen den Menschen herstellen, das bedeutete eben auch Gleichheit zwischen Mann und Frau. Und wenn die Frau dem Manne gleichgestellt ist, hat sie es nicht mehr nötig, sich zu verkaufen um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
In mancher Hinsicht ähnelt die Argumentation einer feministischen Kritik, die ebenfalls die ungleichen Geschlechterbeziehungen für Prostitution verantwortlich machen. Die Bolschewiken hatten Recht darin, dass in kapitalistischen Systemen Prostitution anzutreffen ist; sie irrten in dem Glauben, dass es dieses Phänomen in kommunistischen Gesellschaften nicht geben kann. Der Irrtum entstand aus dem Glauben, dass die bloße Etablierung eines kommunistischen Systems die Gleichheit bereits gewährleistete und keine weiteren Anstrengungen unternommen werden mussten, um das zu verwirklichen. Sobald der kommunistische Staat errichtet war, war auch die Gleichheit und Gleichberechtigung gewährleistet und folglich gab es für Frauen keinen Grund mehr, sich zu prostituieren. Deshalb gab es offiziell keine Prostitution in der Sowjetunion.
Totalitäre Ideologien sind sehr anfällig für solche Sein-Sollens Fehler. Nur weil der Theorie zufolge etwas nicht sein soll, bedeutet noch längst nicht, dass es in der Praxis auch wirklich nicht ist. Und genauso war es mit der Prostitution. Es gab sie weiter. Sie nahm einfach nur andere Formen an. Geld hatte in der Sowjetunion eine andere Rolle gespielt als in kapitalistischen Staaten. Wenn kein Zugang zu Konsumgütern vorhanden war, hatte das Geld keinen Nutzen. Deshalb prostituierten sich Frauen für ausländische Währungen und für Konsumgüter. Das war insbesondere am Baltikum der Fall, wo Kontakt mit Ausländern alltäglich war. Es gab durchaus weniger Prostitution. Der Grund liegt aber in der veränderten Rolle des Marktes.
Wollte jemand in der Sowjetunion ein gutes Auskommen haben, brauchte er Verbindungen zur Partei. Parteifunktionären eröffneten sich ganz andere Möglichkeiten als der normalen Bevölkerung, angefangen vom Zugang zu ausländischen Konsumgütern bis zu schicken Wohnungen. Deshalb spricht Eliot Borenstein von einem Ausverkauf „faustischer denn sexueller Natur: Man verkaufte seine Seele, nicht seinen Körper.“ Das betraf freilich nicht nur Frauen.
Totalitäre Systeme sind dafür bekannt, dass sie ganz tief in das private Leben der Menschen eindringen. Wenn alles von der Partei abhängt, dann ist es nicht weit bis zum Verkauf jeglicher Prinzipien, um sich einen Vorteil zu verschaffen.
Am besten wurde dieser faustischer Ausverkauf in der Literatur von Jurij Trifonov zum Ausdruck gebracht. In verschieden Werken erzählt er von den Zwangslagen, die den Sowjetbürger heimsuchten. Immer geht es um Denunziation und um das Verkaufen der eigenen Prinzipien um des Vorteils willen. Allerdings weniger aus Böswilligkeit als aus Notwendigkeit. In einem totalitären System macht sich mehr oder minder jeder schuldig, niemand darf seine wahre Identität preisgeben, besonders dann nicht, wenn sie der offiziellen Ideologie widerspricht.
Ein anderer Schriftsteller, der dieses Dilemma in seinen Werken aufgreift, ist Viktor Erofeev. In seinem Roman Russkaja krasavica (Die russische Schönheit) beschreibt er den moralischen Verfall der Sowjetunion am Beispiel der Frau Irina Tarakanova (wörtlich Irina Kakerlake), die ihre Dienste der Nomenklatura für Privilegien anbietet. Eliot Borenstein pointiert das Werk wie folgt:
„Tarakanova ist die perfekte weibliche Verkörperung eines verderbten, merkantilen Rußlands an der Schwelle zur Perestrojka: Zu einer Zeit, die von Günstlingswirtschaft geprägt ist und in der Erfolg oder Scheitern nahezu ausschließlich von Beziehungen abhängt, bietet sie ihre Dienste an, ohne dafür Geld zu nehmen. Sie ist keine Prostituierte, aber eine Hure.“
So wird vermutet, dass auch Brežnev, Chruščëv und Stalin sich Frauen in hübschen Appartements unterhielten. Diese Frauen wurden freilich nicht als Prostituierte betrachtet. Geht man also von der obengenannten Definition aus, dann gab es durchaus weniger Prostitution in der Sowjetunion. Dehnt man das Verständnis jedoch aus und zählt den „faustischen Ausverkauf“ ebenfalls zur Prostitution, dann finden wir das Phänomen reichlich in der Sowjetunion.
Prostitution war in Reinform wenig vorhanden, das Prinzip seinen Körper oder seine Seele für Vorzüge zu verkaufen, fand sich im Übermaß. Und obwohl die Sowjetunion nicht mehr besteht, sind die Menschen, die im heutigen Russland leben, durchdrungen von der Mentalität, die der Bolschewismus gezüchtet hat. Deshalb sollte der Anstieg der Prostitution in Reinform nach der Transition nicht wirklich verwundern.
Eine andere Bürde aus der Sowjetunion ist der Umgang mit Sexualität im Allgemeinen. Über 70 Jahre gab es in der Sowjetunion keinen Sexualunterricht. Das Thema wurde komplett totgeschwiegen mit folgenreichen Konsequenzen. Unter Stalin diente die Politik der Nichtaufklärung dem Zweck die Fertilitätsrate zu steigern, um Nachwuchs für die Armee zu sichern. Was in der Sowjetunion letztlich wirklich wuchs, ist die Abtreibungsrate.
Die Anzahl der ungewollten Schwangerschaften war so hoch, dass Abtreibung oft die einzige Alternative schien. Viele Frauen mussten im Laufe ihres Lebens mehrmals abtreiben. Zudem merkten sie nicht selten erst im 5. Monat, dass sie schwanger waren. Der weibliche Körper wird durch eine Abtreibung enorm geschädigt, weil aber keine Aufklärung betrieben wurde und Verhütungsmittel selten vorhanden waren, entwickelte sich auch kein Problembewusstsein.
Selbst im heutigen Russland ist die Abtreibungsrate recht hoch. Ähnlich negative Auswirkungen hat die fehlende Aufklärung im Umgang mit übertragbaren Krankheiten. Auch hier fehlt den Menschen oftmals das Bewusstsein für die Gefahren. Gerade Prostituierte gehören zu einer sehr gefährdeten Gruppe, wie noch deutlich wird.
4. Ursachen und Formen von Prostitution in Russland
Wie wenig die Frauen dem Mann gleichgestellt waren, offenbarte sich als die Sowjetunion zusammenbrach. Von der Propaganda blieb nicht viel übrig. Frauen gehören heute zu einer stark diskriminierten Gruppe. Patriarchalische Rollenbilder kehrten zurück bzw. wurden wieder sichtbar. Obwohl viele russische Frauen gut ausgebildet sind, haben sie Schwierigkeiten eine Arbeit zu finden und erhalten in aller Regel viel weniger Lohn als Männer.
Zu Beginn der Transition erhielt eine Frau ca. 30% weniger Lohn als ein Mann für die gleiche Arbeit. Nicht selten werden zudem in Anzeigen explizit „freizügige Frauen“ gesucht, die sexuelle Belästigung als Teil ihrer Arbeit akzeptieren müssen. In der Öffentlichkeit wird die Frau zunehmend als ein Sexualobjekt betrachtet. Während Sexualität in der Sowjetunion in der Öffentlichkeit gar nicht anzutreffen war, ist sie heute zu einem alltäglichen Phänomen geworden, sei es durch Prostitution, Sex Shops, Erotikmagazine oder Stripbars. Trotzdem gibt es weiterhin keinen Sexualunterricht und es fehlt somit ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Thema.
Die unterdrückte Sexualität wird nun zunehmend ausgelebt. Im Zuge dieser Entwicklung ist Prostitution zu einer sehr lukrativen Tätigkeit avanciert. Teilweise lässt sich das mit der Liberalisierung erklären. Schließlich wird mehr oder minder in allen liberalen Ländern Sex als Ware gehandelt. Es gibt aber einige Unterschiede: Einerseits finden sich in Russland die gleichen Tendenzen wie in anderen westlichen Gesellschaften, so z.B. das Aufbrechen traditioneller Familienbindungen, Anstieg an alleinerziehenden Müttern, immer mehr nichteheliche Lebensgemeinschaften und ein veränderter Umgang mit Sexualität.
Anderseits ist ein patriarchalisches Rollenverständnis weiterhin stark präsent, in dem die Rolle der Frau als Hüterin des Hauses und der Kinder betrachtet wird, Sexualität nur dem Manne Freude bereiten soll und der Mann über die Frau verfügen kann, wie es ihm beliebt. Es kann davon gesprochen werden, dass das Selbstverständnis der Frau sich stark dem westlichen Verständnis annähert, das Rollenbild der Männer aber weiterhin sehr patriarchalisch geprägt ist. Am deutlichsten wird es an der Verdrängung der Frau aus der Wirtschaft, aber eben auch im Umgang mit Sexualität und Prostitution.
Zum Thema Prostitution gibt es bisher wenige Studien, was nicht zuletzt damit erklärt werden kann, dass sie kriminalisiert wird. Die Studie der Psychologin Natalia Khodyreva bietet trotzdem einen guten Einblick in die Gründe für Prostitution. Sie vermeidet es von Prostituierten zu sprechen und führt stattdessen den Begriff „a woman involved in or supporting her existence by prostitution (WIP)“ ein. Sie erklärt diese Wahl wie folgt:
„We tried to avoid the term prostitute, as this notion does not characterize our research participants adequately. Rather, the roles of mother, daughter, granddaughter, wife, friend, student, unemployed worker, etc. are more significant in their life. In the course of performing their main roles, they engage in prostitution – frequently or infrequently – to ‘make money’. (…)...This new notion (WIP) is intended to emphasize the fact that prostitutes are not a distinct, undifferentiated group of women. Rather, we wish to stress that there is no artificial border that distinguishes the prostitute from ‘respectable’ woman.”
Die Gründe für den Anstieg der Prostitution sieht sie in der Transition der 1990er Jahre und die damit einhergehende Feminisierung der Armut. Bei ihren Studien entdeckte sie drei alarmierende Tendenzen in der russischen Gesellschaft:
Prostitution ist zunehmend eine alternative Beschäftigung für unterbezahlte Frauen, ein Weg für Studentinnen ihre Ausbildung zu finanzieren und einen höheren Lebensstandard zu erreichen und eine Haupteinnahmequelle für alleinerziehende oder bedürftige Mütter und Drogenabhängige.
Die Motivation der Frauen als Prostituierte zu arbeiten beinhalten folgende Gründe:
1. escape from the threat of violence made against them or their family members;
2. noble intentions, such as earning money to pay for the medical treatment of family members;
3. fundamental material values –own private accommodation, stable earnings, well paid job, lots of money to spend;
4. ‘the child’;
5. ‚desire to take revenge on some other man‘;
6. moving abroad for permanent residence, leisure travel overseas.
In der Studie wird deutlich, dass Frauen sich nicht einfach nur aus Armut prostituieren, sondern auch aufgrund fehlender Möglichkeiten die Rolle als Mutter mit Arbeit oder Studium in Einklang zu bringen. Ein weitere Auffälligkeit ist Punkt 1. Flucht vor Gewalt bedeutet konkretisiert die Flucht vor häuslicher Gewalt. Das Streben nach Unabhängigkeit vom Ehemann oder Vater ist also ein wesentlicher Grund, sich zu prostituieren.
Freude an dieser Art von Arbeit empfinden dabei die wenigsten Frauen. Allerdings berichten die meisten Frauen, dass sie bereits vor den ersten Erfahrung in der Prostitution mit mindesten einen Partner zusammen gewesen sind, zu welchem sie sich weder emotional hingezogen fühlten noch Freude beim Geschlechtsverkehr empfanden.
Für Natalia Khodyreva ist das ein Ausdruck patriarchalischer Sexualität, die in Russland weit verbreitet ist, gekennzeichnet durch unterdrückte Gefühle, Entfremdung und dem Empfinden, dass Sexualität nur Männern Freude bereiten soll. Die Internalisierung solcher Überzeugungen erleichtert es den Frauen in diesem Milieu zu arbeiten.
Die Begegnungen mit Freiern werden als sehr vielfältig beschrieben. Manche Kunden sind eher unsicher und freundlich, manche aggressiv und brutal, einige suchen nur eine Seelsorgerin, andere spielen ihre Überlegenheit aus und wollen für die Dienste nicht zahlen. Es gibt also sowohl Indizien dafür, dass dieses Milieu durch Gewalt und Macht, als auch durch ein wohlwollendes Angebot einer Dienstleistung gegen Entgelt gekennzeichnet ist.
Die Studie von Khodyreva befragt allerdings nur Frauen, die keinen Zuhälter haben und in keiner Agentur arbeiten. So bleibt es weitestgehend den Frauen überlassen, ob sie einen Freier akzeptieren oder nicht, und das Geld für die Dienstleistung müssen sie nicht mit Dritten teilen. Gerade diese Form von Prostitution befürwortet der Abolitionismus. In Russland sind diese Frauen allerdings den Freier schutzlos ausgeliefert, weil sie ihre Dienste illegal anbieten. Weigert sich ein Kunde zu bezahlen, ist die Frau machtlos.
Daneben gibt es auch andere Formen der Prostitution. Es gibt Bars mit Hinterzimmern, den Straßenstrich, der von der Mafia kontrolliert wird, Agenturen, die sich eigens auf ausländische Kunden spezialisiert haben und Zwangsprostitution, die zu einem immer größeren Problem wird. Weil Prostitution in Russland kriminalisiert wird, ist der Unterschied zwischen Zwangsprostitution und „freiwilliger“ Prostitution zudem sehr fließend.
Ein Aspekt, der in diesem Zusammenhang noch erwähnt werden soll, ist die scheinbare Vorliebe vieler Prostituierten für ausländische Kunden. In Russland heißen Prostituierte interdevochka (Intergirl), weil ihnen eine Vorliebe für ausländische reiche Kunden nachgesagt wird. Dahinter verbirgt sich allerdings mehr, als nur diese Vorliebe.
1988 schrieb Viktor Kunin ein gleichnamiges Werk, das ein Jahr darauf von Petr Todorovskij verfilmt wurde. Das Werk erzählt die Geschichte einer jungen Frau (Tanja), die tagsüber als Hilfskrankenschwester arbeitet und abends als Prostituierte gegen Devisen. Mit dem verdienten Geld kauft sie zwar westliche Luxusartikel und teure Klamotten; ihre Hauptmotivation ist aber die Sorge um die Familie. Darin spiegelt sich der Madonna/Huren-Komplex wieder, der die Betrachtung der russischen Prostituierten begleitet. Entweder gilt sie als Frau mit Herz, die sich für ihre Familie opfert und dafür liebenswert ist, oder sie gilt als eine femme fatale, die Männer verführt.
In der Geschichte von Kunin heiratet die Prostituierte schließlich einen schwedischen Geschäftsmann, der ihr alle Vorzüge eines westlichen Luxuslebens bietet. Sie verlässt Russland und ihre Familie, findet aber in ihrem Leben kein wirkliches Glück. Ihre Mutter begeht Selbstmord, als sie herausfindet, was ihre Tochter getan hat und Tanja selbst stirbt bei einem Verkehrsunfall. Das Werk, das noch in der Sowjetunion erschein, spiegelt die ambivalente Beziehung zum Westen wieder.
„Reich an natürlicher Schönheit, verkauft sich Rußland an ausländische Freier, nur um anschließend von Heimweh und Reue überwältigt zu werden.“ Diese Ambivalenz besteht bis heute fort. Auf der einen Seite hat Russland „viele schöne Frauen“, an denen insbesondere der Westen interessiert ist, und das beunruhigt die russischen Männer. Auf der anderen Seite hat Russland seinen Frauen wenig anzubieten, ganz im Gegenteil, sie werden aus der Wirtschaft verdrängt und zum großen Teil selbst von russischen Männern an den Westen verkauft, was insbesondere im Frauenhandel deutlich wird. Denn nicht alle armen Länder verkaufen ihre Frauen in die Zwangsprostitution.
Dem Film wurde vorgeworfen, dass er das Prostitutionsproblem in der Sowjetunion verschlimmerte, weil er junge Frauen dazu animierte, in die Fußstapfen der Hauptfigur zu treten. Und tatsächlich stieg die Zahl der Prostituierten zur gleichen Zeit. Es wäre jedoch zu einfach, einen Film dafür verantwortlich zu machen. Jedenfalls liegt hier begründet, warum Prostituierte immer noch als interdevochka bezeichnet werden.
Auch wenn es gewissermaßen ein Klischee ist, dass alle Prostituierten nur ausländische Kunden akzeptieren, hat diese Bezeichnung einen tieferen Sinn. So gibt es in Russland durchaus Agenturen, die nur ausländische Kunden akzeptieren und viele russische Frauen zieht es in den Westen, was sowohl die Migrationsströme als auch die Heiratsagenturen belegen. Der Grund ist aber wohl eher darin zu suchen, dass sie in Russland wenig Perspektiven haben und nicht unbedingt in einer besonderen Vorliebe für den Westen.
5. Russlands Umgang mit Prostitution
Offiziell ist Prostitution in Russland verboten, trotzdem ist sie offen überall anzutreffen. Worin liegt das begründet? Auch hier hilft ein Blick auf die Transition. Als 1991 die Sowjetunion kollabierte, wurde sowohl das wirtschaftliche als auch das politische System umgestellt. Beides mit verheerenden Konsequenzen. Die Wirtschaft brach zusammen und viele staatliche Betriebe gingen zu Spottpreisen an Jelzins Kumpanen. Der Gewinn dieser Transaktionen wurde nicht in Russland investiert, sondern floss auf ausländische Bankkonten. Es wird gemutmaßt, dass ein großer Teil der privaten und staatlichen Betriebe sowie Banken von der Mafia geführt werden. Einige dieser Kriminellen suchten zudem einen Sitz in der Duma, um Schutz für ihre Machenschaften zu finden. Politisch entstand ein Hybridsystem mit demokratischen und autoritären Zügen.
Das Problem liegt heute aber weniger im Anstieg der Kriminalität und Korruption als in der Kriminalisierung des ganzen Staates und der Wirtschaft. Der Staat ist somit nicht in der Lage den Menschen einen funktionierenden Rechtsrahmen zu gewährleisten. Die Probleme, mit denen Russland heute konfrontiert ist, sind enorm und Gesetze zum Schutz der Frauen spielen dabei eine untergeordnete Rolle. So beschrieb ein Abgeordneter der Duma den Status der Frauen im Jahre 2000 folgendermaßen: „We have thankfully watched the fall of the Berlin Wall, but unfortunately the wall fell on women’s heads.“
Ein Beispiel soll das verdeutlichen. Neben Prostitution hat sich der Frauenhandel zu einem großen Problem entwickelt. Es wird geschätzt, dass in den letzten 10 Jahren etwa 500,000 russische Frauen in die Zwangsprostitution verkauft wurden. Trotzdem gab es bis 2003 kein Gesetz, das Menschenhandel verbot. Im Gegenteil: der Staat leugnete, dass es dieses Problem überhaupt gab. Nur durch internationalen Druck nahm sich Russland dem Problem an und unterzeichnete 2000 ein Gesetz, dass nun Menschenhandel unter Strafe stellt. Die Ratifizierung erfolgte allerdings erst 2004. Das Gesetz ist weiterhin mangelhaft, aber zumindest ein Anfang. Der Staat ist also außerstande die Frauen zu schützen. Das erklärt warum Prostitution offiziell zwar verboten ist und trotzdem überall sichtbar. Der Staat ist zu korrupt, um die Gesetze in angemessener Weise durchzusetzen.
Die Strafe für Prostitution ist zudem so gering, dass die Wirkung mehr als zweifelhaft ist. In Russland wird sowohl die Prostituierte als auch der Zuhälter bestraft. In der Regel handelt es sich um eine geringe Geldstrafe, dabei muss der Zuhälter einen etwas höheren Betrag begleichen. Weil der Staat aber so korrumpiert ist, passiert es nicht selten, dass eine Prostituierte sowohl Schutzgeld an ihren Zuhälter als auch an die Polizei zahlen muss. Jedenfalls reicht die gesetzliche Lage nicht, um Prostitution wirklich zu bekämpfen.
Davon abgesehen hat die Verdammung selten Erfolge. Von den vier vorgestellten Ansätzen ist Kriminalisierung aus unterschiedlichen Gründen der denkbar schlechteste. Es gibt einfach keine Belege dafür, dass Prostitution auf diesem Wege je beseitigt werden kann. Sie wird einfach in ein Submilieu abgedrängt, in welchem sie weiter anzutreffen ist. Am allerwenigsten ist damit den Frauen gedient, weil sie völlig ihren Zuhältern ausgeliefert sind und keinen Schutz genießen. Des Weiteren wird den Frauen der Weg in die normale Gesellschaft erschwert, weil eine Kriminalisierung sehr stigmatisierend wirkt. Prostituierte gelten in solchen Systemen nicht nur als moralisch fragwürdige Subjekte, sondern einfach als Kriminelle.
Die ersten Versuche in Russland Prostitution einzudämmen sprechen deutlich die Sprache der Stigmatisierung. Mit mittelalterlichen Methoden wollte man die Prostituierten entwerten. Die Einführung einer Scham-Tafel, auf welcher stadtbekannte Prostituierte mit Fotos aufgehängt wurden, sollte verhindern, dass Männer diese Frauen aufsuchen. Im Ergebnis nutzten Freier die Tafel, um die Damen dann ausfindig zu machen. Allein die Methode verrät viel über die Betrachtung von Prostituierten. Eine entwürdigende Vorführung und Stigmatisierung kann man sich kaum noch denken.
Ein anderes Problem, dass mit einer Kriminalisierung einhergeht, ist die Tatsache, dass die Rolle der Kunden nicht thematisiert wird. In aller Regel ist es nicht verboten, eine Prostituierte zu besuchen. Der Kunde kommt immer ungeschoren davon. Das widerspricht jeder Gerechtigkeitsvorstellung. In allen kriminellen Aktivitäten wird sowohl der Anbieter als auch der Nutzer bestraft, bei Prostitution wird nur die Angebotsseite belangt. Auch hier finden sich Indizien für die ungerechte Behandlung von Frauen. Mit Männern scheinen solche Systeme mehr Verständnis zu haben. Der Neo-Abolitionismus hebt sich hier als einziger Ansatz ab, indem er gezielt die Nachfrage bestraft und nicht die Prostituierte.
Trotzdem finden sich immer noch Länder, die Prostitution weiterhin verbieten. Selbst ein liberales Land, wie die USA, verfolgt diesen Ansatz. Die Begründung ist meistens eine moralische. Prostitution wird in solchen Länder überwiegend als eine kulturell schädliche Praktik betrachtet und obwohl mit der Prostituierten durchaus Nachsicht geübt wird und ihr Leiden in einem kriminalisierten Milieu gesehen wird, möchte man Prostitution nicht legalisieren. Dahinter steht eine berechtigte Befürchtung. Denn wenn Prostitution einmal erlaubt wird, könnte die vollkommene Abschaffung erschwert werden, weil die Gesellschaft sich an das Phänomen gewöhnen könnte. Das möchte man verhindern.
In Russland ist es insbesondere die Angst um den moralischen Verfall der Bevölkerung. Aber auch der prüde Umgang mit Sexualität spielt hier eine Rolle. Die russische Gesellschaft ist tief geprägt von der Erziehung und Mentalität der Sowjetunion, in welcher alles verbannt wurde, das mit Sexualität zusammenhing. Prostitution ist hier nur ein Beispiel. Die Bevölkerung ist sehr ungeübt im Umgang mit solchen Themen, was insbesondere an dem Streit deutlich wird, ob Sexualität in den Schulen gelehrt werden soll.
In der Sowjetunion spielte sich alles im Verborgenen ab und diese Neigung zum Totschweigen oder Leugnen setzt sich in Russland fort. Natürlich spielt auch die Religion dabei eine besondere Rolle. Rita Schmitt zeigt in einer Studie, wie die unterschiedlichen Religionen Prostitution betrachten und folglich auch Einfluss auf den Umgang ausüben. So schreibt sie über die Sichtweise der orthodoxen Kirche folgendes:
„Mit Prostituierten und Freier kann in diesem Kontext entsprechend der Oikonomia Nachsicht geübt werden, wenn es ihr Seelenheil, verstanden als Ganzheit der Persönlichkeit, dienlich ist. Die Prostitution an sich muss jedoch abgelehnt werden, weil man sie im Kontext der Orthodoxie als etwas begreift, das die Einheit und Ganzheit der Persönlichkeit sowie tendenziell auch die menschliche Gemeinschaft zerstört.“
Die orthodoxe Kirche lehnt also Prostitution als solches ab, übt aber Nachsicht mit den Beteiligten. Sie akzeptiert die menschliche Neigung zur Schwäche und Unvollkommenheit, möchte aber nicht zulassen, dass sie systematisch gefördert wird. Und eine ähnliche Betrachtung findet sich im heutigen Russland. Die Prostitution wird zwar abgelehnt, doch haben die Menschen durchaus Verständnis für die Frauen und die Freier. Die Frau, die sich für die Familie opfert, steht für dieses Verständnis.
Der Wunsch, Prostitution zu verbieten, gründet also nicht nur in einer ungerechten Behandlung der Frau, sondern ist oftmals begleitet von dem Wunsch, die unmoralischen Tendenzen der Menschen einzudämmen. Trotzdem ändert es nichts an der Doppelmoral, mit welcher Russland Prostitution verbietet, denn wie oben beschrieben, wird nur die Angebotsseite bestraft; die Käufer bleiben unbehelligt.
Allerdings finden sich in Russland durchaus Gruppen, die einen anderen Umgang mit Prostitution favorisieren. Insbesondere Beamte, Polizisten und Minister, die mit Prostitution in irgendeiner Weise konfrontiert sind, fordern eine Änderung der Gesetze und nicht selten eine Legalisierung und Regulierung. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von der Sorge um die involvierten Frauen, über den Glauben, dass Prostitution grundsätzlich nicht beseitigt werden kann, bis hin zur Angst um die gesundheitlichen Auswirkungen eines Verbots.
Gerade die Sorge um die Gesundheit der Bevölkerung spielt eine besondere Rolle im Diskurs um Prostitution in Russland. Das Risiko sich mit einer übertragbaren Krankheit, wie z.B. HIV/ AIDS oder Syphilis, anzustecken, ist gerade in der Prostitution sehr hoch. In den 1990er Jahren stieg die HIV/ AIDS-Rate enorm an. Im Jahre 1999 hat sie bereits mit ca. 24,600 HIV-Infizierten eine alarmierende Größe angenommen.
Heute (Stand 2009) liegt die Anzahl bereits bei ca. 940,000. Und Prostituierte sind eine besonders gefährdete Gruppe. Zum großen Teil lässt sich dieser Anstieg damit erklären, dass es in Russland an sexueller Aufklärung fehlt. Wie oben beschrieben wurde, ist gerade die Regulierung von der Idee beseelt, dass Prostitution wegen gesundheitlicher Gefahren kontrolliert werden muss. In Russland ist das Problem offenkundig. Trotzdem ist es mehr als fragwürdig, ob eine Regulierung wirklich die beste Lösung ist. Erwiesenermaßen sind es überwiegend Männer, die die Krankheiten weiter verbreiten. Deshalb ist das Argument von Feministinnen, dass eine Gesundheitskontrolle, wenn schon eine eingeführt werden soll, sowohl für Prostituierte als auch Kunden verpflichtend sein sollte, nachvollziehbar.
Tatsächlich werden aber meisten nur die Prostituierten verpflichtet, sich regelmäßigen Kontrollen zu unterziehen. Auch hier wird die Benachteiligung der Frau sehr deutlich. Natürlich kann das Problem nicht ignoriert werden, besonders wenn es solche alarmierenden Zahlen annimmt wie in Russland. Das Problem ist aber tiefer gehender als das es nur im Zusammenhang mit Prostitution gelöst werden könnte. Mangelnde Aufklärung, fehlendes Problembewusstsein und eine unzureichende medizinische Versorgung erleichtern nicht gerade die Lösung solcher Probleme.
Der Abolitionismus mit seinen vielfältigen Ausprägungen ist in Russland bisher nicht diskutiert worden und scheint der Regierung fremd zu sein. Wenn Prostitution debattiert wird, dann immer unter dem Aspekt der Kriminalisierung oder Regulierung. Bisher hatte die Debatte keine Veränderungen herbeigeführt, Prostitution bleibt weiterhin verboten und ist doch überall sichtbar. Teilweise ist das erklärbar mit der Haltung, dass es sich letztlich nur um ein sekundäres Problem handelt und Russland viel dringendere Probleme zu lösen habe. Auch hier sind die patriarchalischen Züge der russischen Gesellschaft sehr deutlich. In der Wissenschaft ist die Weisheit längst eingezogen, dass zur Entwicklung des Staates Frauen maßgeblich beitragen. In Russland ist diese Sichtweise noch nicht allgemein akzeptiert.
6. Schlussbetrachtung
Der russische Sexologe Igor S. Kon schrieb 1993, dass die russische Gesellschaft in eine tiefe Identitätskrise hineinstürzte, die durch Neid, Doppelmoral, gelernte Hilflosigkeit und Traditionalismus gekennzeichnet ist. Zutiefst geprägt von der sowjetischen Ideologie, die soziale Probleme nicht wirklich anging, sondern schlicht und einfach ignorierte, hat die russische Bevölkerung Schwierigkeiten, sich den Herausforderungen des modernen Lebens zu stellen. Freilich ist die Transformation in den 1990er Jahren nicht einfach gewesen.
Es sind nicht nur die Härten der freien Marktwirtschaft, die der russischen Gesellschaft bis vor kurzem fremd waren, die das Leben belasten. Es ist insbesondere die Diskreditierung des Kommunismus und folglich der eigenen Identität, die das Leben erschweren. Über 70 Jahre wurde den Menschen eingetrichtert, in einem gerechten System zu leben, obwohl die eigene Wahrnehmung oftmals eine andere war. Freilich durfte man seiner eigenen Wahrnehmung nicht trauen. Deshalb spricht Kon zu Recht von einer erlernten Hilflosigkeit.
So ist der Umgang mit sozialen Problemen, wie Prostitution, geprägt von dieser Hilflosigkeit. Zugleich aber auch von einem Traditionalismus und Konservatismus. Obwohl das Problem offensichtlich ist, sei es unter dem Aspekt übertragbarer Krankheiten oder der Diskriminierung der Frauen, kann die russische Gesellschaft keine angemessene Antwort finden. Der Umgang ist eher gekennzeichnet durch ein Nichthandeln, wie es in der Sowjetunion üblich war. Kon setzt seine Hoffnungen auf die jüngere Generation der russischen Gesellschaft. Für sie dürfte eine Neuausrichtung der eigenen Identität leichter zu verwirklichen sein. Auf jeden Fall wird es an dieser Jugend liegen, die Probleme des Landes anzugehen. Das wird allerdings seine Zeit benötigen.
Derzeit gehören besonders die Frauen zu den Verlierern dieser Transition. Die Verdrängung aus der Wirtschaft und die Beraubung von Lebenschancen ist sicherlich eine Ursache für Prostitution. Dass der Verkauf von sexuellen Dienstleistungen in beinahe jeder Gesellschaft eine lukrative Tätigkeit ist, verweist allerdings auf eine andere Seite des Phänomens, nämlich die Rolle der Männer. Gerade in Russland spielt der Mann eine dominante Rolle in der Gesellschaft und Wirtschaft, und gerade deshalb bleibt Prostitution weiterhin eine lukrative Tätigkeit. In wieweit sich dass ändern wird, ist schwer vorherzusagen, schließlich ist Prostitution auch in Industrieländern lukrativ.
Ob Prostitution überhaupt beseitigt werden kann und soll, ist eine andere Frage. Deshalb kämpfen viele Nichtregierungsorganisationen und Feministinnen für eine Legalisierung von Prostitution. Sie sind besorgt um die Arbeitsbedingungen von Prostituierten und möchten diese verbessern. In Russland ist die Diskussion um eine Legalisierung recht jung und noch unentschieden. Die Gesellschaft hat ihre Vorbehalte gegen einen solchen Ansatz. Ob sich die Haltung zur Prostituierten ändern wird, hängt stark von der Haltung zur Sexualität ab. Die russische Gesellschaft ist recht ungeübt solche Themen zu diskutieren. Solange das so bleibt, wird Prostitution weiterhin in einem Submilieu existieren, in welchem man grundsätzlich Verständnis mit denen Frauen hat aber nicht mit Prostitution als solcher.
Literatur
Bücher
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